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Wie der Darm Ihre Stimmung, Konzentration und Stresslevel bestimmt

  • praxisbruk
  • 11. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Vor dem wichtigen Termin rumort der Magen, bei schlechten Nachrichten “schlägt es auf den Darm” und manchmal hat man einfach so ein Bauchgefühl. Klingt nach Esoterik? Ist es aber nicht! Denn zwischen Darm und Gehirn läuft tatsächlich eine ziemlich intensive Unterhaltung ab – und die hat mehr Einfluss auf unsere Stimmung, Konzentration und unser Stresslevel, als die meisten von uns ahnen.


Die Darm-Hirn-Achse – eine faszinierende Datenautobahn


Stellen Sie sich vor, in Ihrem Körper gibt es eine Art WhatsApp-Chat zwischen Bauch und Kopf. Die Darm-Hirn-Achse ist genau das – nur viel ausgeklügelter als jede App. Hier werden rund um die Uhr Nachrichten hin- und hergeschickt. Die Kommunikation läuft dabei über verschiedene “Kanäle”:


  1. Der Nervus Vagus ist so etwas wie eine Datenleitung direkt zwischen Darm und Gehirn. Dieser Nerv ist ein echtes Multitalent und kümmert sich um alles von der Verdauung bis zur Herzfrequenz – und nebenbei auch noch um unsere Stimmung.

  2. Das Mikrobiom – also die Billionen von Bakterien in unserem Darm – sind wahre Chemiefabriken. Diese Bakterien bauen aus unserer Nahrung spezielle Moleküle, die dann über das Blut zum Gehirn wandern und dort Einfluss auf unsere Stimmung und Denkprozesse nehmen.

  3. Aber auch der Darm selbst ist eine Hormon-Produktionsstätte. Die Darmzellen stellen nicht nur Verdauungshormone her, sondern auch Botenstoffe fürs Gehirn, die unsere mentale Gesundheit steuern.


Die Darm-Hirn-Achse fungiert als Datenautobahn

Wie der Darm unsere Stimmung dirigiert


Eine gesunde Darmflora ist wie eine gut funktionierende WG – jeder Mitbewohner hat seine Aufgabe und zusammen sorgen sie für Harmonie. Gerät das Gleichgewicht durcheinander, merkt man das schnell an der Stimmung.


Forschende haben herausgefunden, dass Menschen mit einer gestörten Darmflora häufiger unter Angst, Depression oder ständiger Gereiztheit leiden. Umgekehrt sind Menschen mit einem bunten Mix an Darmbakterien oft ausgeglichener und emotional stabiler.


Das Spannende daran: Manche Bakterien produzieren GABA – das ist unser körpereigenes Beruhigungsmittel. Andere helfen dabei, mehr Serotonin zu produzieren. Kein Wunder also, dass ein gesunder Darm oft zu einem gesunden Menschen führt.


Konzentration und Gehirnpower – der Darm steuert mit


Der Darm ist nicht nur ein Verdauungsorgan, sondern auch die Schaltzentrale für die Nährstoffversorgung des Gehirns. B-Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, wichtige Aminosäuren – all das muss erstmal durch den Darm, bevor es dem Gehirn zur Verfügung steht.


Brainfog kann durch Probleme im Darm verursacht werden

Läuft im Darm etwas schief, entstehen oft unterschwellige Entzündungen. Die wirken wie eine Art Schleier über unsere Denkprozesse. Plötzlich fühlt sich alles zäh an, die Konzentration lässt nach und dieser berüchtigte “Gehirnnebel” macht sich breit.


Auch die Blutzucker-Achterbahn, die oft durch Darmprobleme verstärkt wird, sorgt dafür, dass sich mental alles mühsam anfühlt. Kennen Sie das Gefühl nach einem schweren Mittagessen? Genau das ist gemeint.


Stress und Darm – ein Teufelskreis


Stress ist wie Gift für den Darm. Unter Dauerstress wird die Darmwand durchlässiger –“Leaky Gut” oder auf Deutsch “löchriger Darm” genannt. Dadurch können Stoffe ins Blut gelangen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben, und das Immunsystem auf Trab bringen.


Gleichzeitig räumt Stress im Mikrobiom ordentlich auf – leider auf die schlechte Art. Die nützlichen Bakterien werden weniger, die ungemütlichen Bakterien vermehren sich. Das Resultat? Der Darm produziert weniger Wohlfühl-Botenstoffe und dafür mehr Stress-Signale.


So entsteht ein echter Teufelskreis: Stress schadet dem Darm, ein kaputter Darm macht uns stressanfälliger. Aber keine Sorge – den Kreis kann man durchbrechen!


Was Sie für eine bessere Darm-Hirn-Connection tun können


Die gute Nachricht: Sie haben direkten Einfluss auf diese Verbindung.


Ballaststoffe aus Gemüse unterstützen eine gesunde Darmflora

  1. Versorgen Sie die nützlichen Bakterien mit ballaststoffreicher Kost. Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte – das ist Lieblingsfutter für die hilfreichen Darmbakterien. Die freuen sich wie kleine Kinder an Weihnachten.


  2. Holen Sie sich Verstärkung durch fermentierte Lebensmittel. Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder Naturjoghurt bringen frische Truppen ins Mikrobiom-Team.


  3. Bauen Sie Stress aktiv ab: Atemübungen, Meditation oder eine Runde um den Block aktivieren den “Ruhe-und-Verdauung-Modus” und tun sowohl dem Darm als auch dem Gehirn einen Gefallen.



Was wir in der Praxis für Sie tun können


Manchmal braucht es trotzdem professionelle Hilfe, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. In unserer Praxis schauen wir ganz genau hin:

Mit einer detaillierten Mikrobiomanalyse finden wir heraus, wer in Ihrem Darm so alles wohnt, ob alle wichtigen Bakterien da sind oder ob schädliche Bakterien überhandgenommen haben.


Basierend auf diesen Erkenntnissen geben wir gezielt die richtigen Probiotika – maßgeschneidert für Ihre persönliche Situation.


Zusätzlich finden wir heraus, welche Nährstoffe fehlen, die für eine gesunde Darmbarriere und andere Prozesse im Darm wichtig sind, und gleichen diese gezielt aus.


Da Stress einer der größten Störfaktoren für die Darmgesundheit ist, setzen wir bei Bedarf IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training) ein. Dieses Training hilft, die Stressreaktion des Körpers zu modulieren, das Nervensystem zu stabilisieren und die Mitochondrienfunktion zu verbessern – wichtige Schritte, um den Teufelskreis aus Stress und Verdauungsproblemen zu durchbrechen.


Auch die Ozontherapie kann bei Darmproblemen wertvolle Dienste leisten. Sie wirkt antientzündlich, unterstützt die Durchblutung der Darmschleimhaut und kann helfen, schädliche Mikroorganismen zu reduzieren, damit sich eine gesunde Darmflora wieder aufbauen kann.


Der Darm – Ihr unterschätzter Partner fürs Wohlbefinden


Der Darm ist eben nicht nur für die Verdauung da. Er ist ein ziemlich wichtiger Player, wenn es um Stimmung, Konzentration und Stress geht. Die Forschung deckt fast täglich neue, faszinierende Verbindungen zwischen Bauch und Kopf auf. Höchste Zeit also, wieder mehr auf das Bauchgefühl zu hören.




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