Sind Stress, Alter und Gene wirklich schuld an Ihren Symptomen?
- praxisbruk
- 25. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Sie sitzen im Wartezimmer einer Arztpraxis und hoffen auf echte Antworten. Seit Monaten plagen Sie Müdigkeit, diffuse Schmerzen, Bluthochdruck oder Verdauungsprobleme. Ihr Arzt hört sich Ihre Beschwerden an, wirft einen Blick auf die „normalen” Laborwerte und „löst” das Problem mit einer der drei Standard-Erklärungen: „Das kommt vom Stress”, „Sie werden halt älter” oder „Das liegt in den Genen”.
Und zack – schon sind Sie wieder draußen. Mit einem Rezept für ein Beruhigungsmittel in der Hand oder dem gut gemeinten Rat, sich eben damit abzufinden. Das mulmige Gefühl bleibt: Sie wurden nicht ernst genommen und Ihre Beschwerden sind immer noch da.
Diese drei Standarderklärungen sind nicht völlig falsch. Stress, Alter und Gene spielen durchaus eine Rolle für unsere Gesundheit. Aber – und das ist ein wichtiges Aber – sie sind selten die eigentliche Ursache der Symptome. Sie sind eher die Verstärker von Problemen, die tiefer liegen.
Stress – ein Verstärker, aber selten der Ursprung

Keine Frage: Stress kann viel erklären. Erhöhte Erschöpfung, Schlafprobleme, Herzrasen oder Konzentrationsschwierigkeiten – all das kann durch Stress entstehen oder verstärkt werden. Aber warum greift diese Erklärung oft zu kurz?
Ganz einfach: Nicht alle Menschen ticken bei Stress gleich. Stellen Sie sich vor, zwei Kolleginnen haben den exakt gleichen Job – gleiche Chefin, gleiche Deadlines, gleicher Wahnsinn. Aber nur eine von beiden entwickelt chronische Migräne, während die andere noch fröhlich durchs Büro hüpft. Liegt das wirklich nur am Stress?
Die Antwort ist ein klares: Nein! Oft liegt eine verborgene Ursache zugrunde, die den Stress erst so richtig problematisch macht. Das können Nährstoffmängel sein – zum Beispiel fehlen die B-Vitamine für die Nerven und Magnesium für die Entspannung. Oder eine hormonelle Achterbahn macht das Nervensystem empfindlicher. Vielleicht spielt auch die Darmflora verrückt, was die Produktion von stimmungsregulierenden Botenstoffen sabotiert. Der Stress ist dann nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, aber nicht das Problem selbst.
Alter – ein natürlicher Prozess, aber keine Erklärung für alles

„Sie sind halt nicht mehr 30” – diesen Satz haben schon unzählige Menschen über 40 als Antwort auf ihre Beschwerden zu hören bekommen. Eine Patientin musste sich sogar schon mit 22 bei Rückenschmerzen von einem früheren Arzt anhören, dass sie nicht jünger wird.
Und klar, Altern ist ein natürlicher Prozess. Die Regeneration braucht eben etwas länger als früher. Hormonelle Schwankungen in der Menopause oder ein Testosteronabfall bei Männern sind auch völlig normal.
Aber auch hier greift die Erklärung oft zu kurz. Altersbedingte Veränderungen lassen sich durch einen gesunden Lebensstil, entzündungshemmende Ernährung und gezielte Mikronährstofftherapie positiv beeinflussen. Sehr positiv sogar.
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine 45-jährige Patientin kam völlig erschöpft zu uns, nachdem sie vorher schon öfter mit „Das ist halt das Alter” abgestempelt wurde. Bei genauerer Untersuchung entdecken wir eine Schilddrüsenunterfunktion, einen starken Mangel an B-Vitaminen und ein Ungleichgewicht zwischen den guten und den schlechten Bakterien im Darm. Nach drei Monaten gezielter Behandlung fühlte sie sich fitter als mit 35.
Das Alter allein erklärt eben nicht, warum manche Menschen mit 70 noch Marathons laufen, während andere mit 50 schon bei der Treppe ins Schnaufen kommen. Der Unterschied liegt oft in den versteckten Ursachen – und die sind korrigierbar.
Gene – beeinflussen, aber bestimmen nicht allein

„Das liegt in der Familie” ist der dritte Dauerbrenner. Und natürlich haben Gene einen Einfluss – keine Frage. Die Veranlagung für Diabetes, Herzkrankheiten oder Autoimmunerkrankungen wird zum Teil vererbt. Aber Veranlagungen sind nicht unser Schicksal. Gene sind eher wie Lichtschalter, die an- oder ausgeknipst werden können.
Hier kommt die Epigenetik ins Spiel – ein ziemlich faszinierendes Feld. Ob ein Schalter umgelegt wird, hängt von Umweltfaktoren ab: Von der Ernährung, dem Lebensstil, dem Stresslevel, der Darmgesundheit usw. Das heißt im Klartext: Wir haben viel mehr Power über unsere genetische „Bestimmung”, als uns oft weisgemacht wird.
Ein Beispiel: Familiäre Herzkrankheiten erhöhen das Risiko. Aber regelmäßige Bewegung, eine entzündungshemmende Ernährung, ausreichend Omega-3-Fettsäuren und die richtigen Mikronährstoffe können dieses Risiko drastisch senken. Die Gene bleiben gleich, aber ihr Einfluss verändert sich.
Gemeinsamer Nenner von diesen 3 „Erklärungen”

Warum sind Stress, Alter und Gene als Erklärung so unbefriedigend? Weil sie nur teilweise stimmen. Sie kratzen an der Oberfläche und blockieren oft die echte Ursachenforschung.
Das Resultat: Patientinnen und Patienten hängen mit ihren Symptomen in der Luft, obwohl konkrete Lösungen existieren. Statt nach dem „Warum” zu suchen, wird das „Was” mit Medikamenten zugeknallt. Der Bluthochdruck wird mit Tabletten runtergedrückt, die Erschöpfung mit Koffein oder Aufputschmitteln übertüncht, die Schmerzen mit Schmerzmitteln unterdrückt.
Dabei sind diese Symptome oft Warnsignale des Körpers, die uns etwas Wichtiges mitteilen wollen: „Hey, hier stimmt etwas nicht, und ich brauche Hilfe!”
Was ganzheitliche Medizin anders macht
In der ganzheitlichen Medizin suchen wir nicht nach pauschalen Erklärungen, sondern graben nach dem individuellen „Warum” hinter Ihren Beschwerden. Das sieht dann so aus:
1. Umfassende Laboranalysen: Wir schauen nicht nur auf die Standard-Blutwerte, sondern checken gezielt Mikronährstoffe, Hormone, Entzündungsmarker und Darmgesundheit. Dabei orientieren wir uns a den optimalen Werten und nicht a den „noch-nicht-tot”-Werten.
2. Ganzheitliche Zusammenhänge verstehen: Ihr Nervensystem, Ihr Schlaf, Ihre Ernährung, Ihr Darm – alles hängt zusammen wie in einem Symphonieorchester. Was auf den ersten Blick wie getrennte Baustellen aussieht, hat oft eine gemeinsame Ursache.
3. Ursachen behandeln: Statt Symptome einzeln zu unterdrücken, schauen wir auf die zugrunde liegenden Ungleichgewichte. Wenn die Ursache behoben wird, verschwinden oft mehrere Symptome gleichzeitig.
In unserer Praxis bedeutet das konkret:

Wir nehmen uns Zeit für ausführliche Gespräche, nutzen erweiterte Diagnostik und entwickeln maßgeschneiderte Therapiepläne mit solchen Methoden wie:
1. Mikronährstofftherapie: gleicht versteckte Defizite aus, die Stressanfälligkeit verstärken, Alterungsprozesse beschleunigen oder genetische Schwachstellen verschärfen können. Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wirken hier wie präzise Stellschrauben, um das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.
2. IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training): trainiert die Zellkraftwerke (Mitochondrien), verbessert die Energieproduktion und macht den Körper widerstandsfähiger gegen Stress. Besonders hilfreich, wenn Alter oder genetische Faktoren die Regeneration verlangsamen.
3. Ozontherapie: aktiviert die körpereigenen Abwehrkräfte, verbessert die Sauerstoffversorgung der Zellen und wirkt so entzündungshemmend – besonders wertvoll, wenn Stress das Immunsystem schwächt oder genetische Faktoren Entzündungsneigung begünstigen.
4. Aufbau einer gesunden Darmflora: da im Darm über 70 % unseres Immunsystems sitzt, beeinflusst er nicht nur Verdauung, sondern auch Stimmung, Stressregulation und chronische Entzündungen. Eine stabile Darmflora kann genetische Risikofaktoren abfedern und Alterungsprozesse verlangsamen.
5. Bioidentische Hormone: helfen, altersbedingte Hormonveränderungen sanft auszugleichen — z. B. in den Wechseljahren oder bei Testosteronmangel — und bringen damit Energie, Schlaf und Lebensqualität zurück.
6. Akupunktur: bringt das vegetative Nervensystem wieder ins Gleichgewicht, lindert Stresssymptome und chronische Schmerzen und unterstützt die Regulation von Energieflüssen, die mit dem Alter oft ins Stocken geraten.
7. Chelattherapie: bindet und entfernt Schwermetalle, die im Körper oxidative Stressprozesse verstärken können. Das ist besonders wichtig, wenn Gene die Entgiftungsleistung schwächen oder Alterungsprozesse die körpereigene Entgiftung verlangsamen.
Fazit
Stress, Alter und Gene sind nur ein Teil der Wahrheit, aber eben nicht die ganze Geschichte. Wer bereit ist nach den wirklichen Ursachen zu suchen, findet oft konkrete Ansatzpunkte zur Heilung.
Ihr Körper ist ein intelligentes System, das Ihnen mit Symptomen wichtige Botschaften sendet. Diese Signale zu ignorieren oder oberflächlich abzutun, wird dem Problem nicht gerecht.
Wir unterstützen Sie gerne dabei, die wahren Gründe für Ihre Gesundheitsprobleme zu entdecken und gemeinsam einen Weg zurück zu mehr Wohlbefinden und Energie zu finden. Denn Sie haben es verdient, sich wieder richtig gut zu fühlen – unabhängig von Ihrem Alter, Stress oder Ihren Genen.
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